Verkehrsunfallbericht 2016 für Marl und Umgebung

Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen
Leiter der Direktion Verkehr, Karl-Heinz Henn

Am Montag (20.02.2017) präsentierte Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen den Verkehrsunfallbericht 2016 der Öffentlichkeit. „Die Straßen im Präsidialbereich Recklinghausen gehören auch weiterhin zu den sichersten im Land NRW. Das Risiko im Straßenverkehr zu verunglücken liegt 25% unter dem Landesschnitt. Neben dieser grundsätzlich positiven Aussage zeigt der detaillierte Blick in einzelne Bereiche aber auch sehr unterschiedliche Entwicklungen:

Erfreulich ist der Rückgang von verletzten Kindern, die auf ihrem Schulweg verunglücken. Positiv ist auch der Rückgang der verunglückten motorisierten Zweiradfahrer. Im letzten Jahr starb kein Motorradfahrer im Straßenverkehr, nachdem 2015 noch sechs „Biker“ ums Leben kamen.

Dem stehen negativ gegenüber die deutliche Zunahme der Verkehrsunfälle sowie die größere Zahl an Verunglückten.

Kinder gehören zu den schwächsten Verkehrsteilnehmern. Deren sichere Verkehrsteilnahme gehört zu den primären Zielen unserer Verkehrssicherheitsarbeit. Die Zunahme der Zahl der in ihrer Freizeit verunglückten Kinder nehmen wir zum Anlass, unsere Präventionsarbeit weiter zu optimieren und an den aktuellen Erkenntnissen auszurichten.

Eine in vielen Bereichen der Gesellschaft festzustellende Respektlosigkeit spiegelt sich auch bei den Verkehrsunfallfluchten wider. So haben nicht nur die Unfallfluchten mit Sachschaden deutlich zugenommen; auch die Bereitschaft, verletzte Personen nach einem Unfall einfach zurück zu lassen, ist gestiegen. Diese Entwicklung finde ich erschreckend.“

So zusammengefasst brachte Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen die Jahresentwicklung auf den Punkt.

Die Entwicklung in Schlagzeilen:

Die Straßen im Präsidialbereich Recklinghausen gehören weiterhin mit zu den sichersten im Land NRW. Die Gefahr, im Straßenverkehr zu verunglücken, liegt 25% unter dem Landesschnitt

Unfallzahlen gestiegen Abbiegen und Wenden häufigste Hauptunfallursache Geschwindigkeit bestimmt maßgeblich die Schwere der Unfallfolgen

Zahl der Verkehrstoten auf Vorjahresniveau Unfallrisiko Dunkelheit Fast 5% mehr Verunglückte als 2015

Deutlich weniger verunglückte motorisierte Zweiradfahrer Polizei setzt erfolgreiche Biker-Kampagne „PoliTour“ fort Anstieg der verletzten Radfahrer Senioren als Radfahrer verunglücken seltener – Mehr Unfälle bei Pedelec-Nutzung

Zahl der verunglückten Kinder nimmt deutlich zu Schulwegunfälle gehen um fast 13% zurück Sicherheit von Kindern bleibt Schwerpunkt polizeilicher Präventionsarbeit

Unfallbeteiligte immer häufiger unter Einfluss von Alkohol / Drogen Verkehrsunfallfluchten nehmen deutlich zu Über 70% aller Unfallfluchten mit Verletzten werden aufgeklärt

Die Entwicklung in den einzelnen Bereichen

Im Rahmen der statistischen Auswertungen werden auch die Unfallhäufigkeitszahl (UHZ) und die Verunglücktenhäufigkeitszahl (VHZ) ermittelt. Sie geben das Risiko an, an einem Verkehrsunfall beteiligt zu sein bzw. bei einem Verkehrsunfall verletzt zu werden. Wie bereits im Jahr 2015 liegen die Risiken auch im letzten Jahr deutlich unter dem Schnitt aller Polizeibehörden in NRW. „Trotz des Anstiegs der Verkehrsunfälle und der Zunahme der Verletzten gehören die Straßen im Präsidialbereich zu den sichersten im Land“, betonte Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen.

Unfallzahlen gestiegen Abbiegen und Wenden häufigste Hauptunfallursache Geschwindigkeit bestimmt maßgeblich die Schwere der Unfallfolgen

Nachdem es mit 19.170 Verkehrsunfällen im Jahr 2015 den zweit-niedrigsten Stand seit 10 Jahren gegeben hatte, ist im Jahr 2016 ein Anstieg um 11,6% auf 21.396 Unfällen feststellbar (+ 2.226 Unfälle).

Fehler beim Abbiegen und Wenden sind mit einem Anteil von etwa 40% die häufigste Hauptunfallursache. Das Linksabbiegen stellt sich für viele Verkehrsteilnehmer als besonders problematisch dar. Mangelnde Aufmerksamkeit des Abbiegenden und überhöhte Geschwindigkeit beim entgegenkommenden Fahrzeug tragen häufig zur Unfallentstehung bei. Bei etwa jedem 7. Verkehrsunfall waren Vorfahrtsverstöße und die Missachtung des Vorranges ausschlaggebend. Die Geschwindigkeit spielte in 7% der erfassten Unfälle mit Hauptunfallursache eine herausragende Rolle.

Während 2015 noch 176 Verkehrsunfälle mit der vorrangigen Ursache „Geschwindigkeit“ registriert wurden, stiegen diese im letzten Jahr auf 198 VU an. Die meisten erfassten „reinen Geschwindigkeitsunfälle“ hat es mit 412 VU im Jahr 2006 gegeben. Geschwindigkeit ist regelmäßig mitursächlich für die Schwere der Unfallfolgen.

„Seit dem Jahr 2012 war überhöhte Geschwindigkeit bei etwa 20 Prozent der Verkehrsunfälle mit Unfalltoten ursächlich. Das zeigt deutlich auf, wie wichtig die Überwachung der Geschwindigkeit ist. Unser Ziel bleibt folglich die nachhaltige und flächendeckende Reduzierung des Geschwindigkeits-niveaus“, betonte der Leiter der Direktion Verkehr, Karl-Heinz Henn.

Zahl der Verkehrstoten auf Vorjahresniveau Unfallrisiko Dunkelheit Fast 5% mehr Verunglückte als 2015

Im letzten Jahr wurde die Polizei zu 1.975 Unfällen (+ 148) gerufen, bei denen Personen verletzt oder getötet wurden. Dieses bedeutet einen Anstieg von 8,1% gegenüber dem Jahr 2015. Die Zahl der Verunglückten stieg von 2.337 im Jahr 2015 auf 2.446 ebenfalls an (+ 4,7%).

Wie im Vorjahr starben auch 2016 -13- Verkehrsteilnehmer auf unseren Straßen. 507 Personen erlitten schwere Verletzungen (+ 7,6%) und 1.926 Verkehrsteilnehmer verletzten sich leicht (+ 8,3%).

Auffällig ist, dass es sich bei 11 Unfalltoten um Radfahrer bzw. Fußgänger handelte, also um so genannte „ungeschützte Verkehrsteilnehmer“. In fünf Fällen mit tödlichen Unfallfolgen ereigneten sich die Unfälle bei Dunkelheit.

Darüber hinaus spielten Dunkelheit bzw. Dämmerung bei etwa jedem 4. Unfall mit Verletzten eine Rolle. „Das zeigt, welche Bedeutung der Grundsatz „Sehen und gesehen werden“ für die Sicherheit im Straßenverkehr hat. Lichtreflektierende Kleidung und verkehrssichere Fahrräder mit einer funktionierenden Beleuchtung tragen maßgeblich zur guten Erkennbarkeit bei“, betonte Karl-Heinz Henn.

Deutlich weniger verunglückte motorisierte Zweiradfahrer Polizei setzt erfolgreiche Biker-Kampagne „PoliTour“ fort Anstieg der verletzten Radfahrer Senioren als Radfahrer verunglücken seltener – Mehr Unfälle bei Pedelec-Nutzung

Bei den motorisierten Zweiradfahrern ist im letzten Jahr eine sehr positive Entwicklung feststellbar. Die Zahl der Verunglückten ging von 321 im Jahr 2015 auf 296 zurück (-7,8%). Erfreulich ist zudem, dass 2016 kein „Biker“ tödlich verunglückte, während ein Jahr zuvor noch sechs Motorradfahrer ihr Leben verloren. „Zu dieser Entwicklung hat vielleicht auch schon unser im Jahr 2016 erstmals umgesetztes Präventionsprojekt „PoliTour“ beigetragen. Wir werden dieses Projekt ausweiten und in diesem Jahr in Kooperation mit den Landratsbehörden Borken und Coesfeld fortsetzen“, betonte der Direktionsleiter Verkehr, Karl-Heinz Henn.

Radfahrunfälle gestiegen

Eine ganz andere Entwicklung ist dagegen bei den Radfahrern festzustellen. Hier stieg die Zahl der Verletzten von 520 im Jahr 2015 auf 543 im letzten Jahr (+ 4,4%) an, während es von 2014 auf 2015 noch rückläufige Fallzahlen gegeben hatte.

Entgegen diesem negativen Trend bei den verunglückten Radfahrern, verletzten sich über 24% weniger Rad fahrende Senioren (2015: 120 – 2016: 91). Die verstärkte Nutzung von Pedelacs macht sich allerdings auch in der aktuellen Verkehrsunfallstatistik bemerkbar. Waren im Jahr 2015 noch 17 VU zu beklagen, so erhöhte sich die Zahl nunmehr auf 33 VU.

Verunglückte Kinder

Zahl der verunglückten Kinder nimmt deutlich zu Schulwegunfälle gehen um fast 13% zurück Sicherheit von Kindern bleibt Schwerpunkt polizeilicher Präventions-arbeit

Im Jahr 2016 verunglückten auf unseren Straßen 256 Kinder, ein Anstieg um 12,8% gegenüber dem Vorjahr. Bereits von 2014 auf 2015 war ein Anstieg zu beklagen (+ 5,2%).

Erfreulich ist dagegen der Rückgang der Schulwegunfälle. Hier sank die Zahl der Verkehrsunfälle um fast 13% auf nunmehr 47 VU. „Auffällig ist, dass im Jahr 2016 viele Kinder in der Freizeit als Fußgänger verunglückt sind“, betonte der Direktionsleiter Karl-Heinz Henn.

Die Verkehrsteilnehmergruppe der Kinder steht seit jeher im Fokus der polizeilichen Verkehrssicherheitsarbeit. Sie beginnt bereits im Kindergarten und erstreckt sich über die Grundschule bis hin zu den weiterführenden Schulen.

Alkohol / Drogen Unfälle nehmen zu

Unfallbeteiligte immer häufiger unter Einfluss von Alkohol / Drogen Verkehrsunfallfluchten nehmen deutlich zu Über 70% aller Unfallfluchten mit Verletzten werden aufgeklärt

Die Zahl der Verkehrsunfälle, bei denen zumindest ein Beteiligter unter dem Einfluss von Alkohol, Drogen oder anderer berauschender Mittel stand, nahm im letzten Jahr deutlich zu. 308 VU im Jahr 2016 bedeuten einen Anstieg von über 20% (2015: 254 VU).

Fahrerflucht nimmt zu

Bedeutsam stieg die Zahl der angezeigten Verkehrsunfallfluchten im Jahr 2016 an, von 3.586 auf nunmehr 4.520 (+26,05%). Besorgniserregend ist gleichermaßen der Anstieg bei Verkehrsunfallfluchten mit Verletzten; 171 Unfälle machen gegenüber 2015 (153) einen Anstieg von fast 12% aus. Immerhin konnten 72,2% dieser Unfallflüchtigen durch die Angehörigen der beiden Verkehrskommissariate beweissicher ermittelt werden.

Ausblick für 2017:

„Die sichere Teilnahme am Straßenverkehr wird auch 2017 polizeiliche Kernaufgabe und somit ein zentrales Thema für die Polizei sein. Die Sicherheit von Kindern im öffentlichen Straßenverkehr sowie das Fahren unter Alkohol- oder Drogeneinfluss stehen dabei besonders im Fokus“, so die Polizeipräsidentin.

„Wir werden unsere vielfältigen Maßnahmen zur Bekämpfung von Verkehrsunfällen auch in diesem Jahr konsequent fortsetzen. Die Reduzierung des Geschwindigkeitsniveaus bleibt dabei ein wesentlicher Baustein. Aber auch in anderen Bereichen werden wir Schwerpunkte setzten, z.B. bei der verbotswidrigen Nutzung von Mobiltelefonen in Kraftfahrzeugen und bei allen Verkehrsverstößen, die die Sicherheit der Radfahrer unmittelbar beeinträchtigen“, ergänzte Karl-Heinz Henn.

Die Marler Frauenkulturtage 2017 vom 4. bis zum 21. März

Auch in diesem Jahr lädt die Stadt Marl zu den Frauenkulturtagen 2017 ein.
Das Programm der diesjährigen Marler Frauenkulturtage steht. Vom 4. bis zum 21. März 2017 lockt die bunte Veranstaltungsreihe rund um den internationalen Frauentag wieder mit Weiterbildung, Comedy, Kunst und Kultur.

„Wie kommen starke Frauen in starke Berufe?“

Den Startschuss ist am Samstag, 4. März, um 9.30 Uhr mit einer geschlossenen Gesprächsrunde zum Thema „Wie kommen starke Frauen in starke Berufe?“, zu der er sachkundige Bürgerinnen und Frauen des Stadtrates eingeladen sind. Die Verbraucherzentrale verschenkt am Montag, 6. März, von 10 bis 12 Uhr Rosen an einem Infostand im Marler Stern. Sie möchte über Strukturen und Ziele des fairen Handels aufklären.

Zeitreise durch die letzten 100 Jahre Gleichstellungsgeschichte

Frauenwahlrecht, Trümmerfrauen, Emanzipation: Veranstaltung Mittwoch, 8. März, von 15 bis 18 Uhr im Marler Stern mit auf eine Zeitreise durch die letzten 100 Jahre der Gleichstellungsgeschichte. Am Abend findet von 18.30 bis 20 Uhr ein Vortrag von Dr. Gaby Lepper-Mainzer in der insel-VHS statt. Sie spricht über Paula Modersohn-Becker und die Entwicklung ihrer expressionistischen Werke. Zu einer gemütlichen Lesung von Frauenliteratur wird am Donnerstag, 9. März, um 19.30 Uhr in die Buchhandlung Wystrup (Brassertstraße 1) eingeladen.

Kostenlose Inventurberatung für bestehende Verträge

Die Verbraucherzentrale bietet allen Frauen am Freitag, 10. März, von 9 bis 13 Uhr und von 14 bis 15.30 Uhr eine kostenlose Inventurberatung für bestehende Verträge an. Am Nachmittag von 17.30 bis 20 Uhr zeigt die Frauenberatungsstelle ein leidenschaftliches Drama zum Frauenwahlrecht. Und abends gibt es Stand-Up-Comedy mit Kabarettistin Anka Zink. Ihr Programm „Zink extrem positiv!“ ist um 20 Uhr im Theater zu sehen. Karten sind im i-Punkt erhältlich (Tel. 994310).

Lebenwelt von Frauen in Syrien, Jordanien und der Türkei

„Die Frau in der arabischen Welt“: Unter diesem Titel referiert Ann-Kathrin Bludau am Dienstag, 14. März, über die Lebenswelt von Frauen in Syrien, Jordanien und der Türkei. Der Vortragsabend des Vereins „Frauen helfen Frauen“ mit orientalischem Imbiss findet von 18 bis 20 Uhr in der Frauenberatungsstelle statt. Zum Abschluss liest Katarina Schickling am Dienstag, 21. März von 18 bis 19.30 Uhr in der insel-VHS aus ihrer Reportage „Aber bitte mit Butter“ über Ernährungsprofile und –mythen.

Stadt Marl startet eigene Altkleidersammlung

Der ZBH organisiert die Altkleidersammlung in Zukunft in Eigenregie. Bis zu 70 Container sollen im gesamten Stadtgebiet aufgestellt werden.
Der ZBH organisiert die Altkleidersammlung in Zukunft in Eigenregie. Bis zu 70 Container sollen im gesamten Stadtgebiet aufgestellt werden. (Foto: zbh)

Der Zentrale Betriebshof der Stadt Marl (ZBH) startet in diesem Jahr mit der eigenen Altkleidersammlung. Bis zu 70 Container sollen im gesamten Stadtgebiet aufgestellt werden. Der Betriebshof organisiert die Sammlung künftig in Eigenregie, um das Aufstellen von illegalen Altkleidercontainern in Marl einzudämmen.

Container werden jetzt aufgestellt

„Wir haben bereits begonnen und werden in den nächsten Tagen und Wochen die Aufstellung unserer Altkleidercontainer fortführen“, sagt ZBH-Leiter Michael Lauche an. Der Betriebshof wird die Container genau dort aufzustellen, wo bereits Altglasbehälter zu finden sind. Oberstes Ziel: Marl soll für die Organisatoren nicht genehmigter Sammlungen unattraktiv werden. Lauche: „Die stadteigenen Behälter werden die Container privater Anbieter ersetzen, die auf den öffentlichen Standflächen nun nicht mehr sammeln dürfen“. Derzeit würden die privaten Behälter sukzessive abgebaut.

Wohnortnahe Verteilung

Nach Auskunft des Betriebshofes können Bürgerinnen und Bürger ihre ausgediente Kleidung demnächst entweder auf dem Wertstoffhof des ZBH abgeben, oder die neu aufgestellten Container in allen Stadtteilen nutzen. „Wir haben uns ganz bewusst für eine dezentrale Sammlung entschieden und wollen die Verteilung wohnortnah über das gesamte Stadtgebiet unterhalten“, erklärt Udo Vadder, Leiter der Abfallwirtschaft beim ZBH. Für ZBH-Chef Michael Lauche ist klar: „Das garantiert ein Höchstmaß an Sicherheit bei der kommunalen Verwertung von Altkleidern und hat in der Politik eine breite Mehrheit gefunden“.

Karitative Einrichtungen sammeln weiter

Darüber hinaus halten in Marl weiterhin die karitativen Einrichtungen ihre Container und Annahmestellen zur Altkleidersammlung vor. „Jeder Spender sollte daher prüfen, ob er seine Kleider in die Behälter des ZBH wirft oder nicht vielleicht doch bei einer sozialen Einrichtung abgibt“, empfiehlt Udo Vadder. „Bürger, die entweder unsere oder die Behälter der karitativen Einrichtungen nutzen, können sicher sein, dass ihre Kleidung auch Menschen zugute kommt, die sie dringend benötigen“.

Abstandsgutachten zu EU-Richtlinie Seveso III des Chemiepark Marl abgeschlossen

Gutachtenergebnis: Der angemessene Abstand um den Chemiepark.
Gutachtenergebnis: Der angemessene Abstand um den Chemiepark.

Der TÜV NORD hat im Auftrag der Evonik Industries AG ein „Gutachten zur Verträglichkeit von Betriebsbereichen im Chemiepark Marl unter dem Gesichtspunkt des § 50 BImSchG bzw. des Art. 13 Seveso-III-Richtlinie“ erstellt. Ziel der Untersuchung war, die nachbarschaftliche Situation zu bewerten und zum Europarecht konforme Hinweise für eine zukünftige Entwicklung im Umfeld des Chemieparks zu geben.

Der TÜV NORD ermittelte hierzu den sogenannten angemessenen Abstand zwischen den Produktionsanlagen und neu hinzukommender schutzbedürftiger Nachbarschaft. Dieser beträgt im Süden (zur A 52) 100 bis 300 Meter und liegt damit weitestgehend nördlich der A 52; in anderen Richtungen beträgt der Abstand bis zu 600 Meter ab Werkszaun. Durch die Untersuchung des TÜV NORD konnte somit der ursprünglich angesetzte Wert von 1.500 Metern deutlich reduziert werden. Aufgrund der Ergebnisse des Gutachtens ist bei Bebauungsplänen um den Chemiepark nur mit vergleichsweise wenig Einschränkungen zu rechnen. Für bestehende Bebauung innerhalb des angemessenen Abstands gilt ohnehin Bestandschutz.

Die Seveso-Richtlinie fordert einen angemessenen Sicherheitsabstand zwischen industriellen Betrieben und öffentlich genutzten Gebäuden, Erholungs- und Wohngebieten. Selbst im Falle eines größeren Ereignisses, zum Beispiel bei Produktaustritt aus einer Produktionsanlage im Chemiepark, sollen so akute Gefährdungen für anliegende Bereiche möglichst gering gehalten werden.

Für Evonik und die im Chemiepark ansässigen Partnerfirmen bedeuten die neuen Abstandsregelungen keine Veränderung der bestehenden Situation: Der Chemiepark grenzt im Westen und Osten an Gewerbeflächen, im Norden an ein Naturschutzgebiet und im Süden an zum Chemiepark gehörende Gebäude. Somit existieren in unmittelbarer Nachbarschaft zum Chemiepark derzeit ohnehin kaum nach EU-Recht schutzbedürftige Bebauungen.

Der Auftraggeber des Gutachten ist zufrieden

Dr. Jörg Harren, Standortleiter des Chemieparks Marl, erklärt: „Das Gutachten bestätigt unsere bisherige Arbeit und liefert für Chemiepark und Stadt Marl sinnvolle planerische Rahmenbedingungen für künftige Erweiterungen und Bauvorhaben.

Kritik am Chemiepark hat Folgen

Bei der Diskussion im Stadtplanungsausschuss sagte der Bürgermeister “ Wir wissen alle das der Chemiepark keine Schokoladenfabrik ist“
Dann gab es von der Grossen Koalition wieder viel Lob für Evonik. Kritik wurde mit beleidigen Unterstellungen zurückgewiesen. Wer Kritik am Chemiepark äussert wird von den etablierten Parteien sofort angegangen.

Parteispenden von Evonik von insgesamt 220.000 Euro an SPD, CDU, die Grünen und die FDP 2016

Evonik, Betreiber des Chemieparks in Marl spendete wieder erhebliche Summen an Parteien. Evonik ist einer der Großspender in Deutschland. Dr. Klaus Engel Vorsitzender des Vorstandes von Evonik erklärte in einem Interview : Wir spenden insgesamt rund 220.000 Euro an SPD, CDU, die Grünen und die FDP. Im Jahre 2015 am 6. Oktober hatte Evonik 90.000 Euro an die CDU und 60.000 Euro an die SPD gespendet.
Parteispenden und Parteisponsoring sind beliebte Mittel der politischen Landschaftspflege und wirkt bis in die Provinz.

Ulrich Grober stellt sein neues Buch „Der leise Atem der Zukunft“ in Marl vor

Ulrich Grober
Ulrich Grober (Foto: Von LIU – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0,)
Der leise Atem der Zukunft
Der leise Atem der Zukunft

Am 16. Februar 2017 um 19:30 Uhr stellt Ulrich Grober sein neues Buch
„Der leise Atem der Zukunft“ vor. Der Ort ist der Vortragsraum der Evangelischen Familienbildungsstätte in der Bachstraße 22 in 45770 Marl Hüls. Die Koordination der Veranstaltung haben Wolfgang Kriesten und Norbert Kühne. Ulrich Grober (* 1949 in Lippstadt) ist ein deutscher Journalist, Publizist und Autor.
Er lebt mit seiner Frau in Marl in Westfalen.

Der leise Atem der Zukunft

Immer mehr Menschen machen sich auf die Suche nach einer »anderen Welt«: vielgestaltig, ohne fertige Lösungen, aber mit gemeinsamen Werten und einer geteilten Vision von nachhaltiger Zukunft. Ulrich Grober hat sich mit ihnen auf den Weg gemacht. Er wandert auf den Spuren von Hauffs Märchen »Das Kalte Herz« durch den Schwarzwald; entwirft einen Abgesang auf die Autostadt in Wolfsburg; meditiert auf Meister Eckharts Sitz im Predigerkloster zu Erfurt. Was ihn interessiert, ist der Aufstieg nachhaltiger Werte im aktuellen Zeitgeist. Sein Buch erzählt vom Hunger nach Entschleunigung, nach Gelassenheit und Empathie, nach Einfachheit und – Sinn.

Über Ulrich Grober

Ulrich Grober studierte Germanistik und Anglistik an den Universitäten in Frankfurt am Main und in Bochum. Er arbeitet als freier Journalist und Publizist. Grober schreibt Bücher, Essays und arbeitet für Zeitungen (u. a. Die Zeit). Er macht Reportagen, Radiosendungen und Dokumentationen. Er hält Vorträge und macht Seminare. Bevorzugte Themen sind Kulturgeschichte und Zukunftsvisionen, Naturerfahrung und Nachhaltigkeit, Ökotourismus und Kunst des Wanderns.

Die Entdeckung der Nachhaltigkeit

Grober ist Experte für Nachhaltigkeit. Sein Buch Die Entdeckung der Nachhaltigkeit (2010) gilt als Standardwerk . Im Jahr 2012 wurde es ins Englische übersetzt. Die Royal Society lud ihn 2013 ein, seine Erkenntnisse zur Nachhaltigkeit darzustellen 2014 diente ein Text von Grober der UNO in ihrem „Global Sustainable Development Report“ als Referenz für die Geschichte des Konzepts Nachhaltigkeit.

Auszeichnungen

2011 erhielt Grober den Brandenburgischen Literaturpreis Umwelt vom Umweltministerium in Brandenburg. In der Presseerklärung dazu heißt es u. a.: Grober leiste mit seinem Buch einen wichtigen Beitrag dazu, dass Nachhaltigkeit nicht zum Modewort verkommt, sondern die Idee vom nachhaltigen Denken, Leben und Handeln die Köpfe und Herzen der Menschen im Alltag erreicht. Dabei zeichnet er in unterhaltsamer und gut lesbarer Form die historische Entwicklung des Wortes nach. Der Leser erfährt auf einer Gedankenreise vom Buch Genesis über mittelalterliche Klöster, barocke Verwaltungssprache, Woodstock und John Lennon – um nur einige Stationen zu nennen – Erstaunliches über und um den Begriff der Nachhaltigkeit. Die Laudatio hielt der Umwelt-Jurist Klaus Bosselmann

2014 wurde Grober zusammen mit Ernst-Ulrich von Weizsäcker der Hans-Carl-von-Carlowitz-Nachhaltigkeitspreis 2014 der Sächsischen Carlowitz-Gesellschaft verliehen. Die Laudatio hielt Ministerpräsident a.D. Kurt Biedenkopf. Im selben Jahr wurde er in das Festkuratorium für das 250. Jubiläum der TU Bergakademie Freiberg berufen.

700 Bäume fallen für die Umgestaltung des Rapphofs Mühlenbach

Der Lippe-verband will in diesem Jahr mit der Regulierung und ökologischen Verbesserung des Rapphofs Mühlenbaches beginnen. Für die Bauarbeiten, die in der zweiten Jahreshälfte anlaufen sollen, sowie die vorab stattfindende Kampfmittelsondierung lässt der Lippeverband in der kommenden Woche am Gewässer rund 700 Bäume fällen.

Für die sogenannte „Regelung der Vorflut“ und Renaturierung in einem Abschnitt von km 4,4 bis km 6,3 hat der Lippeverband im Juli 2016 vom Kreis Recklinghausen die Genehmigung bekommen. Dazu gehört die Vertiefung der Gewässersohle auf rund 1900 m Länge, außerdem wird dem Rapphofs Mühlenbach wieder mehr Raum gegeben, sich selbst zu entwickeln, ökologisch wertvolle Wasserwechselzonen und kleine Biotope zu bilden.

Doch bevor die Bagger anrücken, tritt zunächst der Kampfmittelräumdienst in Aktion, um mögliche Bomben aus dem 2. Weltkrieg aufzuspüren. Um den späteren Baubereich großflächig untersuchen zu können, werden vorab vom 15. bis 17. Februar Fällarbeiten am Gewässer nördlich und südlich der Altendorfer Straße in Dorsten (L 601) und im Bereich des weiter südlich gelegenen Senkungssees an der Grenze zu Gelsenkirchen durchgeführt.

Dabei werden insgesamt ca. 700 Einzelbäume im Gewässerprofil des Rapphofs Mühlenbaches gefällt. Verkehrsbehinderungen auf der Altendorfer Straße und dem Polsumer Weg sind nicht zu erwarten.

Die Bauzeit für die Gesamtbaumaßnahme veranschlagt der Lippeverband mit circa drei Jahren.

Finissage der Marler Medienkunst-Preise 2016

Am Sonntag 12. Februar ändet die Ausstellung zum Internationalen Marler Medienkunst-Preise 2016. Videokunst wird im Marler Skulpturenmuseum seit 1984 prämiert, den Klangkunst-Preis gibt es seit 2002. In diesem Jahr werden der EUROPEAN SOUNDART AWARD und der ebenfalls international ausgeschriebene Videokunst-Preis zum dritten Mal gemeinsam in einer Ausstellung gezeigt. Beide Wettbewerbe haben die gleiche inhaltliche Vorgabe – alle ausgewählten Arbeiten beziehen sich thematisch, formal oder in ihrer Präsentation auf den dreidimensionalen Raum. Die Ausstellung verteilt sich auf alle Bereiche des Skulpturenmuseums, den öffentlichen Raum vor dem Museum und auf einige leerstehende Ladenlokale im Marler Stern.

Das Programm

Es gibt ein Künstlergespräch zwischen Nina Wiesnagrotzki, Preisträgerin des Marler Videokunst-Preises 2016 und Georg Elben. Anschließend zeigt sie Ausschnitte aus neuen Arbeiten. Ausserdem gibt es eine Vorstellung des Katalogs zur Ausstellung

Die Geschichte

Video- und Klangkunst gehören in Marl zum Markenkern des Museums, gleichberechtigt neben der schon im Namen präsenten Skulptur. In der ganzen Welt sind in den vergangenen Jahren Klangkunst- und Videofestivals gegründet worden, und nicht zuletzt deswegen haben sich die „neuen Medium“ in der Kunstwelt durchgesetzt. Das Skulpturenmuseum hat dazu beigetragen und beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit Video- und seit 15 Jahren mit Klangkunst.
Das Marler Konzept der gemeinsamen Ausstellung von Video- und Klangkunst gründet auf der Tatsache, dass die beiden dominierenden menschlichen Sinneswahrnehmungen, also Hören und Sehen, von Künstlern verstärkt in einem Kunstwerk gleichberechtigt gestaltet werden. Das bedeutet jedoch keineswegs, dass vorhandene Eigenheiten durch das Ausstellungskonzept nivelliert werden sollen. Gleichwohl kann bei einigen Kunstwerken von einem Gleichgewicht zwischen Bild und Klang gesprochen werden, denn es scheint kaum möglich zu sagen, ob das Optische oder das Akustische für die künstlerische Wirkung wichtiger ist. Deswegen haben wir uns entschieden, den Marler Videokunst-Preis und den EUROPEAN SOUNDART AWARD wieder ein gemeinsames Thema zu geben und beide erneut zum Thema „Raum“ auszuschreiben.
Zu sehen sind 32 Werke, die sich im gesamten Museum verteilen, im Außenraum und im gegenüber liegenden Einkaufszentrum „Marler Stern“.

Info-Stammtisch der Anwohnerinitiative für Umweltschutz und Lebensqualität in Marl

Die Anwohnerinitiative MHNV lädt alle Interessierten für Dienstag, 7. Februar 2017 zum Offenen-Info-Stammtisch ein. Treffpunkt ist ab 19.30 Uhr die Gaststätte Mühlenbach, Breite Str. 26, 45768 Marl.

Themen sind das Streuobstwiesen-Projekt auf der Fläche der gescheiterten SARIA-Erweiterung, das Rennbachfest 2017, ein sicherer Zugang für Radfahrer und Fußgänger zum Landschaftsschutzgebiet Rennbach im Bereich der L601 unter dem Motto „Naherholung aber sicher!“ sowie die scheinbar bevorstehenden Genehmigung der großen Ferkelproduktionsanlage. Auch der bevorstehende Bau eines Silos auf dem Gelände der Firma SARIA-Refood und die Pläne einer großen Kläranlage durch die Firma SARIA-Sarval werden für Gesprächsstoff sorgen.

Listen für Volksbegehren liegen jetzt im Rathaus Marl aus

Die Eintragungslisten für das Volksbegehren „G9 jetzt!“ liegen ab sofort im Bürgerbüro der Stadt Marl aus. Bis zum 7. Juni können Marler Bürgerinnen und Bürger das Volksbegehren unterstützen und ihre Unterschrift leisten.

Wer ist stimmberechtigt?

Im Bürgerbüro liegen die Eintragungslisten zu folgenden Zeiten aus: montags und dienstags von 8 bis 16 Uhr, mittwochs und freitags von 8 bis 12.30 Uhr sowie donnerstags von 8 bis 18 Uhr. Darüber hinaus können sich Interessierte an vier Sonntagen (19.2., 26.3., 30.4. und 28.5.) in der Zeit von 10 bis 14 Uhr in die Listen eintragen. Stimmberechtigt sind alle Bürger, die das 18. Lebensjahr zum Ende der Eintragungsfrist am 7. Juni vollendet haben, die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen und ihren Hauptwohnsitz in Marl haben. Wer sich in die Liste eintragen möchte, muss entweder den Personalausweis oder den Reisepass mitbringen. Darüber hinaus haben stimmberechtigte Bürger die Möglichkeit, ihre Unterstützung des Volksbegehrens auf einem Eintragungsschein zu erklären. Das Formular kann bei der Stadtverwaltung bis zum 31. Mai per E-Mail an volksbegehren@marl.de oder via Fax (02365) 99-2307 beantragt werden.

Mehr Zeit für gute Bildung

Ziel des Volksbegehrens „Abitur nach 13 Jahren an Gymnasien: Mehr Zeit für gute Bildung, G9 jetzt!“ in NRW ist die Rückkehr zu einer Regelschulzeit mit Abitur nach neun Jahren in der Sekundarstufe II. Damit sich der Landtag erneut mit dem Begehren beschäftigt, benötigen die Initiatoren 1.060.963 Unterschriften.

Die Ziele des Volksbegehren

Die Macher des Volksbegehren fordern, dass Eltern und Kindern die Wahlfreiheit gegeben wird, an einem Gymnasium in ihrer Nähe das Abitur nach Klasse 13 ohne Pflicht zum Nach­mittagsunterricht zu erreichen.

Seit dem Jahr 2005 wurde in Nordrhein-Westfalen die Schulzeit an Gymnasien (zum zweiten Mal nach 1936) auf 8 Jahre gekürzt. Dies ist das so genannte G8 oder Turbo-Abi nach Klasse 12.

Da die Zahl der sogenannten Jahreswochenstunden am Gymnasium deutschlandweit festgelegt ist (265), haben Schüler am G8-Gymnasium durchschnittlich 33,1 Stunden Unterricht in der Woche. Bis zum Jahr 2013 waren es beim Abitur nach 13 Jahren 29,4 Schulstunden. Damit hatten die Kinder in den Klassen 5 bis 10 im Allgemeinen sechs Stunden Unterricht am Tag, so dass sie gegen 13:20 Uhr die Schule verlassen konnten. Mit dem Turbo-Abi wurde außerdem die 7. Unterrichtsstunde verboten und durch eine 60-minütige Pause ersetzt, so dass der Unterricht an den meisten Gymnasien in der Klasse 6 an einem Tag und ab Klasse 7 an zwei Tagen in der Woche erst um 15:50 Uhr endet.
Bereits im Jahr 2012 zeigte eine repräsentative EMNID-Umfrage, dass 79 Prozent der Eltern eine Rückkehr des Gymnasiums zu G9 und eine Verringerung der Wochenstundenzahl wünschen.

Grimme-Preis: „Bergfest“ im Grimme-Institut in Marl

Blick in den großen Saal des Grimme-Instituts. (Foto: Georg Jorczyk / Grimme-Institut)

Endlich Halbzeit! Gestern feierten die Grimme-Jurys gemeinsam mit zahlreichen Nominierten das traditionelle „Bergfest“ im Grimme-Institut, was mit rund 250 Gästen für ausgelassene Stimmung und „kleine Augen“ am Folgetag sorgte. Eine Diskussionsrunde zu den Themen „Fernsehen während Krisen“ und „Besondere Journalistische Leistung“ in Zeiten von Fake News lieferte einen inhaltlichen Input; die feierliche Verleihung des Bert-Donnepp-Preises für Medienpublizistik versprühte zusätzlichen Glanz.

Begrüßung durch Frauke Gerlach

Grimme-Direktorin Frauke Gerlach freute sich in ihrer Begrüßung über die Weiterentwicklung des Instituts und seiner Preise, die spürbar Früchte trage. Seit 2016 können – unter anderem – besondere journalistische Leistungen geehrt werden, inhaltlich gehe es dabei vor allem um die Qualität aktueller Berichterstattung im TV-Bereich. „In Zeiten von Fake News und Populismus ist diese wichtiger denn je“, stellte Gerlach klar. Gemeint sei Fernsehjournalismus, „der uns besonnen, fachlich versiert und reflektiert aktuelle Geschehnisse berichtet, Hintergründe recherchiert und beleuchtet“. Er gehört für die Grimme-Direktorin zum Wesenskern einer freiheitlichen Demokratie. Gerlach weiter: „Der Preis für besondere journalistische Leistung bietet hier Orientierung und zeigt beispielhaft, wie Qualität im Fernsehjournalismus aussehen kann.“ Und bei Grimme entscheiden darüber unabhängige Jurys nach sorgfältiger Programmbeobachtung: „Das Grimme-Institut will damit auch einen Beitrag gegen die pauschale Diskreditierung des Journalismus als Lügenpresse leisten.“

Gesprächsrunde

Unter der Moderation von Peter Stawowy diskutierten im Anschluss Ilka Eßmüller (RTL) und drei Mitglieder der Nominierungskommission bzw. -jury Information & Kultur, René Martens, Fritz Wolf und Jenni Zylka, alle freie Journalisten. Letztere waren sich schnell einig: Im Vergleich zur Berichterstattung nach dem Amoklauf in München habe es eine qualitative Steigerung nach dem Attentat in Berlin gegeben, aber, so Wolf, er bleibe „vorsichtig optimistisch“, ob sich hier ein dauerhafter Lerneffekt eingestellt habe. Wobei Zylka deutlich machte: „Insgesamt findet die Krisen-berichterstattung auf sehr hohem Niveau statt!“ Gerade in Hinblick auf den reformierten Grimme-Preis und die Auszeichnung einer „besonderen journalistischen Leistung“ stelle sich jedoch die Frage, was hier die Qualitätsmaßstäbe sind und wie diese in Einklang zu bringen seien mit den Statuten des Grimme-Preises. Reicht es, wenn jemand einfach ordentliche Arbeit abliefere für eine Auszeichnung oder müsse hier Herausragendes geleistet werden? „Ich fürchte, das werden wir immer wieder neu verhandeln müssen“, so Wolf. Und der zuletzt mehrfach eingeforderte 24h-Nachrichtenkanal? „Das würde die Situation eher verschärfen“, denn er erhöhe den Druck auf die anderen, so Martens, selbst wenn hier möglicherweise schnell(er) reagiert werden könne. Gerade in Zeiten von Fake News sei der Druck enorm: Eßmüller berichtete, dass etwa nach dem Münchner Amoklauf der RTL-Redaktion 21 Videos angeboten wurden, von denen sich die Hälfte nach eingehender Prüfung als falsch erwiesen hätten.

Was könnte zukünftig besser laufen? Einen sorgfältigeren Umgang mit Sprache wünschte sich Martens, während Zylka „mehr Transparenz“ einforderte – gerade auch als Antwort auf die Lügenpresse-Debatte. „Leider wird sich das Rad nicht zurückdrehen lassen“, so Eßmüller, was jedoch nicht zu Lasten der Qualität gehen dürfe. „Aber man darf auch nicht der Letzte sein“, so die RTL-Moderatorin.

Bert-Donnepp-Preis

Für einen zusätzlichen Glanzpunkt sorgte schließlich die Verleihung des Bert-Donnepp-Preises – des Deutschen Preises für Medienpublizistik. Er ging für das Jahr 2016 an die Autorin, freie Journalistin und ehemalige „Kriegsreporterin“ der taz, Silke Burmester, das „Pussy Riot Girl des deutschen Medienjournalismus“, so Laudator Willi Winkler (SZ). Eine „Besondere Ehrung“ erhielt der – leider abwesende – Autor, Regisseur, Produzent und Moderator Gero von Boehm für sein außerordentliches Gesamtwerk.

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