Marl setzt Zeichen gegen die Todesstrafe

Die Gemeinschaft Sant’Egidio ist eine christliche Laienbewegung und engagiert sich unter Beteiligung zahlreicher Organisationen im Kampf gegen die Todesstrafe.

Die Gemeinschaft Sant’Egidio ist eine christliche Laienbewegung und engagiert sich unter Beteiligung zahlreicher Organisationen im Kampf gegen die Todesstrafe. Foto: Sant’Egidio

Am Mittwochabend (30.11.) setzt Marl ein Zeichen gegen die Todesstrafe und lässt das Rathaus in hellem Licht erstrahlen.

Den Anstoß zu dieser internationalen Aktion gibt die Gemeinschaft Sant’Egidio, deren Motto lautet: „Städte für das Leben – Städte gegen die Todesstrafe“. Auch Marl zählt zu den weltweit über 1400 Städten, die sich dieser Kampagne angeschlossen haben.

Frieden und Gerechtigkeit

Die Gemeinschaft Sant’Egidio ist eine christliche Laienbewegung, die sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzt. Sie hat unter Beteiligung zahlreicher Organisationen die Aktion „Städte für das Leben“ gegründet. Der 30. November wurde für den Aktionstag gewählt, weil an diesem Tag im Jahr 1786 das Großherzogtum Toskana als erster Staat der Welt Folter und Todesstrafe für abgeschafft erklärte.

Weiterführende Informationen erhalten Sie im Internet unter http://www.santegidio.org

Soll Zeche Zollern in Dortmund Weltkulturerbe werden?

 

„Mit einer solch großen Zustimmung und Unterstützung auf breiter Ebene haben wir zu
Beginn unseres Projekts nicht gerechnet“, sagt Karl Jasper, Vorstandsvorsitzender der
Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur. Aber anscheinend haben wir
bisher alles richtig gemacht, indem wir auf Netzwerkarbeit und vor allem auf
gemeinschaftliches Denken und Handeln im Ruhrgebiet gesetzt haben. Nun geht es
darum, auch die Öffentlichkeit für unser Projekt zu begeistern.“ Über ein Jahr lang hat die
Stiftung mehrere Workshops mit Fachleuten aus der Wissenschaft, der Wirtschaft, der
Denkmalpflege und der Verwaltung durchgeführt, um die Welterbepotenziale im
Ruhrgebiet herauszuarbeiten. Vertreten waren das Ministeriums für Wirtschaft, Energie,
Bauen und Wohnen und Verkehr des Landes NRW, der Regionalverband Ruhr, die
beiden Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen-Lippe, die Stiftung Zollverein, die
Emschergenossenschaft, das Deutsche Bergbaumuseum, die RAG und die RAG Montan
Immobilien, der Geologische Dienst NRW, verschiedene Hochschulvertreter und weitere
freie Experten. Das Ergebnis ist nun in einem dreiseitigen Papier niedergeschrieben und
als Vorschlag im Rahmen des Interessenbekundungsverfahrens des Landes NRW zur
Fortschreibung der deutschen Anmeldeliste für das UNESCO-Welterbe eingereicht. Die
getroffene Objektauswahl hat einen explizit vorläufigen Charakter; das Papier gilt aber
bereits als Leitbild für die erwünschte spätere Bewerbung beim UNESCO Welterbe-
Komitee.

Wolf-Daniel Gröne-Holmer, LWL-Kulturabteilung:
„Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe begrüßt ausdrücklich das Vorhaben, das
Welterbe Zollverein um ausgewählte Standorte der Montanindustrie zu erweitern. Mit fünf
repräsentativen Industriedenkmalen, die Standorte seines LWL-Industriemuseums sind,
trägt der LWL zu dieser Bewerbung bei: dem Alten Schiffshebewerk Henrichenburg in
Waltrop (Kreis Recklinghausen), der Zeche Hannover in Bochum, der Zeche Zollern in
Dortmund, der Zeche Nachtigall in Witten und der Henrichshütte Hattingen (beide
Ennepe-Ruhr-Kreis).“

 

Objektbeschreibungen: Industrielle Kulturlandschaft Ruhrgebiet

Zeche Zollern II/IV, Dortmund-Bövinghausen.
Das Ensemble der Zeche Zollern II/IV in Dortmund-Bövinghausen stellt mit seinem umfangreich
erhaltenen Baubestand den besonders repräsentativen Typ eines „aus einem Guss“ errichteten
Bergwerks zu Beginn des 20. Jahrhunderts dar. Zeitgleich wurde eine gartenstadtartige Kolonie
(„Landwehr“) vor den Toren der Zeche errichtet, die ebenfalls fast vollständig erhalten ist.
Während ein Großteil der Gebäude im vorderen und hinteren Bereich der Anlage (Verwaltung,
Waschkaue, Magazin, Werkstätten, Ammoniakfabrik, Torhäuser) in einer zeittypischen,
historisierenden Stilmischung aus Backstein-Neogotik und -Romanik errichtet wurde, ist an der
großzügig verglasten Stahlfachwerk-Konstruktion (Hersteller GHH) der zentralen Maschinenhalle
mit ihrem aufwändig gestalteten Portal der Umbruch zum modernen Industriebau auch bei
repräsentativen Bauwerken abzulesen. Als Musterzeche wurde die Anlage anhand eines
großmaßstäblichen Modells auf der Lütticher Weltausstellung 1905 vorgestellt.
Eine Besonderheit in der architektonisch mit Elementen des Jugendstils hochwertig gestalteten
Maschinenhalle ist der erhaltene Bestand an Maschinen der Errichtungszeit, darunter die erste
große elektrische Fördermaschine an einem Hauptschacht des Steinkohlenbergbaus. Zum ersten
Mal wurde hier im Steinkohlenbergbau „in einer einzigen großen elektrische Zentrale eine
Kraftquelle geschaffen, aus der alle Betriebsmaschinen gespeist werden“ (Randebrock, in:
Glückauf, 1905).
Mit der Bewahrung der Maschinenhalle vor dem drohenden Abriss (1969) etablierte sich auch auf
dem europäischen Kontinent eine Bewegung, großmaßstäbliche Industriebauten zu erhalten und
neuen Nutzungen zuzuführen. Die Zeche Zollern gilt deshalb als Pionierstätte der Industriekultur
und ist Zentrale des 1979 gegründeten LWL-Industriemuseums.

Kunst im Kaufhaus: In Recklinghausen eröffnet das Projekt „Kunst.Zeit“


100 Werke von 1000 Künstlern zum Preis von zehn bis 1000 Euro: Das ist das Konzept des Temporären Kaufhauses „Kunst.Zeit“, das am 3. Dezember in Recklinghausen eröffnet. Bis zum 24. Dezember werden im „1a – Aktionsraum für Kunst und Design“ Gemälde, Fotografien, Skulpturen oder Accessoires als inszenierte Waren im Regal angeboten. Die ausgewählten Künstler stammen vorwiegend aus der Region, wie etwa die Dortmunderin Andrea Kraft, die unter dem Titel „Freiwildes“ ihre poetisch hintergründigen Wandobjekte ausstellt.

„Gerade in der weihnachtlichen Zeit boomt der Erwerb von Kunstreproduktionen. Kunst.Zeit will dem entgegenwirken und den Blick auf die Originalität und Einzigartigkeit von Kunstobjekten lenken“, heißt es von Seiten des Veranstalters. So solle Kunst in ungezwungener Atmosphäre nicht nur verkauft, sondern kommuniziert, erlebt und begriffen werden.

Industriekultur soll sich um Weltkulturerbe-Titel bewerben


Westfälische Industriestätten könnten zum Unesco-Weltkulturerbe werden.

Die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur schlägt eine Bewerbung bei der Unesco vor, um das Weltkulturerbe Zeche Zollverein durch die „industrielle Kulturlandschaft Ruhrgebiet“ zu erweitern.
Dazu zählten dann auch einige westfälische Orte und Bauwerke: die Zeche Zollern und die Kokerei Hansa in Dortmund, die Henrichshütte Hattingen, der Schleusenpark Henrichenburg in Waltrop, die Siedlung Hohenhof in Hagen, die Malakofftürme in Bottrop und Bochum, das Deutsche Bergbaumuseum in Bochum und das Muttental in Witten sowie einige Halden.
Experten aus Politik, Wissenschaft sowie auch des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) haben diese Liste vorbereitet. Sie begründen ihren Vorschlag damit, dass sich das Ruhrgebiet durch Stätten von außergewöhnlichem universellem Wert auszeichne, die „in weltweit einzigartiger Dichte und Ausdehnung die Veränderung einer Landschaft und die Entwicklung der Technik-, Industrie-, Sozial- und Stadtgeschichte von der Mitte des 19. bis weit in das 20. Jahrhundert hinein“ dokumentieren.

Schleusenpark Waltrop
Der Schleusenpark Henrichenburg in Waltrop stellt heute ein weltweit einzigartiges Ensemble von
vier, seit Ende des 19. Jahrhunderts parallel angelegten, aufeinanderfolgenden Generationen von
Hebewerken und Schleusen dar, die eine Geländestufe von 14 Metern überwinden. Die
Kanallandschaft am verkehrsreichsten Knotenpunkt der westdeutschen Kanäle umfasst zudem
Bediensteten-Siedlungen, das Gebäude der ersten Bauleitung, ein modernes Pumpwerk sowie
erhaltene Maschinenanlagen des Vorgängerbauwerks, eine evangelische Kirche für die neu
entstandene Gemeinde und Ausflugsgaststätten. Die Prägung und Gliederung der Kanal-
Landschaft im Raum Waltrop – Datteln – Henrichenburg ist das Ergebnis der Kanalbauten und
-ausbauten zur Verbindung des Ruhrgebiets mit Nordsee, Rhein und Elbe zwischen 1890 und
1990.

Johann König hat „Total Bock auf Remmi Demmi“

„Herr König schießt den Vogel ab!“ – und zwar mit seiner aktuellen Show „Total Bock auf Remmi Demmi“. Insgesamt noch fünf Mal nimmt Johann König den Vogel ins Visier. Auch in Marl. Am Mittwoch, 30. November, ist der Kölner Komiker um 20 Uhr zu Gast im Marler Theater. Die Veranstaltung ist eine Kooperation der Emschertainment GmbH und dem Theater der Stadt Marl. Für die Show am Mittwoch gibt es noch einige Einzelkarten.

Mit frechen Sprüchen

Witzig und keck, aber manchmal auch fies und gemein: So kennt das Publikum Johann König. Und genau so ist auch sein viertes Soloprogramm „Total Bock auf Remmi Demmi“. Wer den selbsternannten Event-Entertainer live erleben möchte, der hat dazu im Theater Marl die beste Gelegenheit und kann sich persönlich überzeigen, ob Johann Königs Stimme tatsächlich das Markenzeichen des Komikers ist.

Neue Show in 2012

Johann König wird noch bis zum 6. Dezember mit „Total Bock auf Remmi Demmi“, seinem vierten Soloprogramm, auf der Bühne stehen. Im neuen Jahr geht der Witzeschmied mit neuem Programm auf Deutschlandtour.

Es gibt noch Einzelkarten

Karten für die Vorstellung gibt es im Stadtinformationsbüro i-Punkt im Marler Stern, Montag bis Freitag 9.30 Uhr bis 18 Uhr, Samstag 9.30 Uhr bis 13 Uhr, Telefon: 0 23 65 – 99 43 10.

Musikalische Weihnachtsreise für Kinder ab 4 Jahren

 

Dem ein oder anderen Engel…

…begegnen die Zuhörer bei ihrer musikalischen Reise zu Weihnachten in fremden Ländern.

…begegnen die Zuhörer bei ihrer musikalischen Reise zu Weihnachten in fremden Ländern.

Passend zur Weihnachtszeit heißt es am Dienstag, 13. Dezember, um 16 Uhr im Kinderkonzert des Ensembles Fidolino „Merry Christmas, Buon Natale, God Jul!“. In diesem Konzert geht es um fremde Länder und Menschen, um Engel, Sterne – und merkwürdige Plätzchen…

Mit der Musik von Robert Schumann beginnt die Suche nach Weihnachtsmusik aus verschiedenen Ländern. Wie klingen Weihnachtslieder aus Italien? Gibt es einen besonderen Weihnachtsbrauch in Frankreich? Und welche Musik wird zu einer landestypischen Weihnachtstradition gespielt? Diesen und vielen anderen Fragen rund um die Advents- und Weihnachtszeit in verschiedenen Ländern geht Claudia Runde im Fidolino-Kinderkonzert nach.

Konzerterlebnis für die Kleinsten

Das Ensemble Fidolino hat für den allerersten Einstieg in das Konzertleben ein Konzept für 4- bis 6-jährige Kinder entwickelt, das sich wesentlich vom traditionellen Konzert unterscheidet. Kinder dieser Altersgruppe nehmen mit allen Sinnen wahr, sie erleben ihre Welt durch eigenes Tun: Musik hören und freies Spiel, Bewegen und Tanzen, Singen und das Spiel auf einem elementaren Instrumentarium werden mit den Alltagserfahrungen der Kinder verknüpft. Die Kinder lernen in den Konzerten die Vielfalt der Musik kennen: von ganz alten bis zu modernen Stücken unserer Zeit, vom solistischen Beitrag bis zur klanglichen Vielfalt eines Ensembles, von atmosphärischen Liedern bis zu rhythmisch geprägten Tänzen.

Karten im Vorverkauf

Karten für das Kinderkonzert gibt es im Stadtinformationsbüro i-Punkt im Marler Stern, Montag bis Freitag 9.30 Uhr bis 18 Uhr, Samstag 9.30 Uhr bis 13 Uhr, Telefon: 0 23 65 – 99 43 10 oder hier online.

„Und die Sterne begannen zu tanzen…“


Weihnachtserzählungen von Jessica Burri mit Klang und Musik im LWL-Industriemuseum

Waltrop (lwl). Zu einem besinnlichen Adventsabend lädt der Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL) am Samstag, 17. Dezember, um 19.30 Uhr in sein Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg ein. Auf dem Programm stehen Legenden und Märchen aus verschiedenen europäischen Ländern mit Weihnachtsliedern und Kompositionen von Jessica Burri. Unter dem Titel „Und die Sterne begannen zu tanzen…“ lädt die Sängerin dazu ein, sich durch ihre Lieder und Geschichten vom Zauber der Weihnacht anstecken zu lassen und einen Abend den Alltag zu vergessen.

In den USA geboren, kam Jessica Burri nach dem Besuch der Eastman School of Music nach Köln, um ihre Ausbildung fortzusetzen. Im Laufe ihrer langjährigen Arbeit als Opern- und Konzertsängerin spezialisierte sie sich auf selbst arrangierte Lieder auf dem Dulcimer, einem altenglischen Saiteninstrument. Ihr Repertoire reicht dabei vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert.

Der Eintritt kostet 15/12 Euro, eine Reservierung ist erforderlich unter Tel. 02363 9707-0.

Kochschürze und Einbauküche oder Petticoat und Rock’n Roll?

Das Dortmunder Ensemble „Die Bräute“ kommt im März 2012 nach Marl.

Das Dortmunder Ensemble „Die Bräute“ kommt im März 2012 nach Marl.

Nierentisch, Gummibaum, Toast Hawaii und Hula Hoop. Was all das mit Gleichstellung, Moral und Berufstätigkeit zu tun hat, zeigen „Die Bräute“ im Frühjahr 2012 in Marl. Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Marl, Heike Joswig-Kleinhöfer, freut sich, das Dortmunder Ensemble am Samstag, 10. März 2012, im Theater Marl begrüßen zu können.

Die Produktion „Aus Kindern werden Leute, aus Mädchen werden Bräute“ macht im Rahmen der Marler Fraunkulturtage Station im Theater Marl. Los geht es um 20 Uhr.

Mit Nylonstrümpfen und Staubsauger

Die Republik steckte noch in den Kinderschuhen: Freiheit, Demokratie und Vollbeschäftigung waren in aller Munde. Doch Frauen konnten nicht einmal ohne Zustimmung ihres Gatten ein eigenes Konto eröffnen. Die Politik war den Männern vorbehalten.

Was machten die Frauen in Deutschland? Standen Sie mit der Blumenschürze in ihrer Einbauküche? Rangen sie bei Frauengold und Klosterfraumelissengeist um innerliche Haltung am Kochtopf? Oder zogen sie den Petticoat an und tanzten Rock`n Roll? Und was haben wir Töchter, wir Frauen von Heute eigentlich damit zu tun?

Zeitreise in die 50er Jahre

Treffsicher und charmant nehmen die Schauspielerinnen Bettina Stöbe und Beate Wieser ihr Publikum mit auf die Reise durch Wort und Witz, Schmerz und Schmalz der Fünfziger Jahre. Das Publikum erlebt Fräulein Nina am Mikrofon und Ralf Resopal an der Gitarre. Los geht es um 20 Uhr.

Treffpunkt und Kulturort für den Stadtteil, ein gutes Beispiel auch für Marl


Architektur stiftet Gemeinschaft: Auszeichnung für Hustadt-Pavillon
Ein Pavillon als Treffpunkt und Kulturort für den Stadtteil – das ist die Idee hinter dem Hustadt-Pavillon in Bochum. Das gemeinschaftliche Architekturprojekt wurde am Wochenende von der Montag-Stiftung Kunst und Gesellschaft mit dem „Faktor Kunst“-Preis in Höhe von 10.000 Euro ausgezeichnet.
Die Hustadt wurde in den 1960er Jahren als Wohnquartier für die Universität geplant, heute leben dort viele Menschen mit ausländischen Wurzeln. Gemeinsam mit ihnen haben die Künstlerin Apolonija Sustersic und die Kuratorin Katrin Mundt einen offenen Treffpunkt aufgebaut. Der Pavillon am Brunnenplatz 1 ist mit Tischen, Bänken, einem kleinen Kräutergarten und einer Bühne ausgestattet und Schauplatz regelmäßiger Veranstaltungen von Bürgern für Bürger.
Unter der Regie von Sustersic und Mundt plant der Trägerverein des Pavillons, University meets Querenburg, im August 2012 das Filmfestival „Hustadt Filmpavillon“. Für das Programm können die Bewohner des Stadtteils eigene Filme in verschiedenen Sprachen vorschlagen.

Contergan: 50 Jahre keine Gerechtigkeit

Anlässlich der Marktrücknahme des Schlafmittels Contergan vor 50 Jahren :

Die Situation contergangeschädigter Menschen ist 50 Jahre nach Marktrücknahme des Medikaments stark verbesserungsbedürftig. Menschen mit einer Conterganschädigung mussten jahrzehntelang Körperteile oft auf außergewöhnliche Art belasten –zum Beispiel durch das Öffnen von Flaschen mit den Zähnen. Durch diese häufig einseitigen Beanspruchungen treten in zunehmendem Alter Folgeschäden auf. Die medizinische und soziale Versorgung der Betroffenen wird ihrer spezifischen Situation nur unzureichend gerecht.

Die Schadensersatzleistungen an contergangeschädigte Menschen sind ihrer Lebenssituation anzupassen. Die Firma Grünenthal konnte 1970 mit einem Vergleich ihre Haftung begrenzen. Zu diesem Zeitpunkt jedoch waren die Langzeitfolgen der Conterganschädigung überhaupt nicht absehbar. Heutzutage liegen Entschädigungszahlungen bei vergleichbaren Schadensfällen in ganz anderen Dimensionen. Die Bundesrepublik Deutschland, die damals die Haftungsnachfolge angetreten hat, muss sich ihrer Verantwortung stellen.
Im Zuge der letzten Änderung des Conterganstiftungsgesetzes vor zwei Jahren hat der Deutsche Bundestag  beschlossen, die Hilfebedarfe contergangeschädigter Menschen zu ermitteln. Ein entsprechender Forschungsauftrag wurde vergeben. Die Bundesregierung muss endlich die Ergebnisse präsentieren, um auf dieser Grundlage Handlungsvorschläge zu machen. Auch die Höhe der Entschädigung ist mit dem Wissen um die Folgeschäden ins Verhältnis zu setzen und entsprechend anzupassen.

Auch wenn die Firma Grünenthal haftungsrechtlich nicht mehr zu belangen ist, muss sie sich ihrer historischen Verantwortung stellen. Die Betroffenen erwarten zu Recht eine Entschuldigung der damaligen Eigentümerfamilie. Der Vergleich im Jahr 1970 kam unter fragwürdigen Umständen und unvollständiger Informationslage der Betroffenen zustande. Dies sollte für Grünenthal Grund genug sein, um eine Beteiligung an einer erweiterten Entschädigung ins Auge zu fassen.

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