Im Ruhrgebiet gibt es bald möglicherweise noch mehr Umweltzonen. Die Feinstaub-Belastung hat in vielen Städten stark zugenommen, hat das Landesumweltamt in Recklinghausen mitgeteilt. Betroffen sind unter anderem Dortmund, Essen, Gelsenkirchen, Herne und Oberhausen. In Herne zum Beispiel waren die Feinstaub-Werte in diesem Jahr schon an 67 Tagen zu hoch – erlaubt sind maximal 35 Tage. In solchen Fällen können die Städte dazu verpflichtet werden, Umweltzonen einzurichten. Im Vestischen Kreis gibt es aktuell in Herten, Recklinghausen und Castrop-Rauxel Umweltzonen. Wer dort ohne Feinstaubplakette erwischt wird, muss mit einem Punkt in Flensburg und 60 Euro Strafe rechnen.
Da die Wetterlage voraussichtlich anhält, muss auch mit ähnlich hohen Feinstaubbelastungen gerechnet werden.
Durch folgende Maßnahmen kann jeder Einzelne zur Verbesserung der Luftqualität beitragen:
- unnötige Autofahrten vermeiden
- auf Ofen- und Kaminheizungen verzichten
Feinstaub kann Ihre Gesundheit gefährden. Ausführliche Informationen zur Wirkung von Feinstaub finden Sie im Internetangebot des LANUV unter www.lanuv.nrw.de
Wirkungen von Feinstaub (PM10)
Feinstaub-Partikel auf Quarzfaserfilter
Bei den luftgetragenen Partikeln PM10 handelt es sich um Partikel mit einem Durchmesser ≤ 10 µm. Sie gelangen durch Nase und Mund in die Lunge, wo sie je nach Größe bis in die Hauptbronchien oder Lungenbläschen transportiert werden können. Ultrafeine Partikel (PM 0,1) als Bestandteil von PM10 können von den Lungenbläschen (Alveolen) in die Blutbahn übertreten und so im Körper verteilt werden und andere Organe erreichen.
Aus epidemiologischen Untersuchungen liegen deutliche Hinweise für den Zusammenhang zwischen kurzen Episoden mit hoher PM10-Exposition und Auswirkungen auf die Sterblichkeit (Mortalität) und Erkrankungsrate (Morbidität) vor. PM10 (oder eine oder mehrere der PM10-Komponenten) leisten nach derzeitigem wissenschaftlichem Kenntnisstand einen Beitrag zu schädlichen Gesundheitseffekten beim Menschen. Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen sind dabei am wichtigsten.
Eine Langzeit-Exposition über Jahrzehnte kann ebenso mit ernsten gesundheitlichen Auswirkungen verbunden sein. So wurden insbesondere eine erhöhte Rate von Atemwegserkrankungen und Störungen des Lungenwachstums bei Kindern festgestellt. Auch ist eine Erhöhung der PM10-Konzentration mit einem Anstieg der Gesamtsterblichkeit und der Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Sterblichkeit verbunden. Darüber hinaus gibt es Hinweise für eine erhöhte Lungenkrebssterblichkeit.
Da die Feinstaub-Problematik auch für Nordrhein-Westfalen als hoch industrialisiertes Land mit zusätzlich starker Verkehrsbelastung von besonderer Bedeutung ist, hatte das MUNLV NRW eine umweltepidemiologische Studie in Auftrag gegeben, um erstmals Aussagen bezüglich der Langzeitwirkungen von Feinstaub für die Situation in NRW treffen zu können. Diese Feinstaub-Kohortenstudie Frauen NRWwurde vom LUA NRW (jetzt LANUV NRW) zusammen mit dem Auftragnehmer konzipiert. Zentrales Ergebnis der Studie ist, dass der vermutete Zusammenhang zwischen der Sterblichkeit an Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen und der Konzentration von PM10 am Wohnort mit statistischer Signifikanz bestätigt werden konnte. Bei einer langfristigen Erhöhung der PM10-Konzentration um 7 µg/m³ nimmt die Wahrscheinlichkeit an Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu versterben um ein Drittel zu.
Die Ergebnisse aus epidemiologischen Untersuchungen erhärten somit den Verdacht, dass gesundheitliche Effekte teilweise auf die alleinige Wirkung von Partikeln (u. a. PM10) bzw. deren Kombination mit anderen gasförmigen Luftschadstoffen zurückzuführen sind. Weiterhin zeigt sich, dass bei Minderung der Partikelbelastung um 1 µg PM10/m3 von einer rechnerischen Zunahme der Lebenserwartung, bezogen auf die Gesamtbevölkerung, im Bereich von 0,5 Monaten ausgegangen werden kann (Voss und Hassauer 2004).
Toxikologische Untersuchungen (Tierversuche u. a.) konnten allerdings bislang noch nicht abschließend die Frage beantworten, welche Partikeleigenschaften und welche toxikologischen Mechanismen die Ursache für die beobachteten statistischen Verknüpfungen zwischen Partikeln und gesundheitlichen Effekten sind.
Insgesamt ist davon auszugehen, dass PM10 (oder PM10-Komponenten) einen deutlichen Beitrag zu den schädlichen Gesundheitseffekten beim Menschen leistet. Ein Schwellenwert, unterhalb dessen nicht mehr mit gesundheitsschädlichen Wirkungen zu rechnen ist, kann für PM10 nach aktuellem Kenntnisstand nicht angegeben werden.
Eine zunehmende Zahl von epidemiologischen Studien zeigt klarere Assoziationen zwischen der Exposition gegenüber PM2,5 und schädlichen Gesundheitseffekten, woraus sich ergibt, dass PM2,5 (oder PM2,5-Komponenten) gesundheitlich relevanter ist als PM10. Dies wird durch entsprechende Erkenntnisse aus toxikologischen Untersuchungen gestützt.