Kreis Recklinghausen : Menschen aus armen Städten häufiger im Krankenhaus

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Menschen aus westfälischen Städten mit einer hohen Armutsquote müssen häufiger ins Krankenhaus als Einwohner wohlhabenderer Orte. Das geht aus einer aktuellen Studie des Deutschen Krankenhausinstituts hervor.

Demnach ist Gelsenkirchen die Stadt mit der landesweit höchsten sogenannten Krankenhaushäufigkeit: In der Ruhrgebietskommune wurden im Jahr 2009 insgesamt 2959 Fallzahlen ja 10.000 Einwohner verzeichnet. Auffallend hoch sind die ZahIen auch in Herne (2836) und dem Kreis Recklinghausen (2728).

Weitaus seltener müssen die Einwohner in Münster (2116) oder dem Kreis Lippe (2138) ins Krankenhaus. NRW-weit ist der Rhein-Sieg-Kreis mit 1995 Fallzahlen je 10.000 Einwohner die Region mit der geringsten Krankenhaushäufigkeit.

Für den Caritasverband im Bistum Münster bestätigt die Studie einen direkten Zusammenhang zwischen der Armut und dem Gesundheitsrisiko: „Arme Menschen leben stressiger mit ihren existenziellen Sorgen und es fehlen ihnen häufig stützende soziale Netzte“, heißt es von Seiten des Verbandes.

Höhere Krankenhaushäufigkeit in NRW durch Armut und Arbeitslosigkeit

Studie bestätigt Zusammenhang/Caritas: Pflegequalität hängt nicht vom Geld ab/Kritik an Abschiebung alter Menschen

Dass die Krankenhaushäufigkeit in Nordrhein-Westfalen um knapp sechs Prozent über dem Bundesdurchschnitt liegt, ist nicht zuletzt auf eine ebenso überdurchschnittliche Arbeitslosigkeit und Armut zurückzuführen. Eine aktuelle Studie des Deutschen Krankenhausinstituts in Düsseldorf belegt diesen Zusammenhang sowohl für das gesamte Land als auch auf regionaler Ebene. Ihr Autor, Dr. Mathias Offermanns , stellte sie am Mittwochabend auf der Abschlussveranstaltung zum Caritas-Jahresthema „Armut macht krank“ im Franziskus- Carré in Münster vor. Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann sah darin eine weitere Bestätigung für die Behauptung der Caritas „wer arm, langzeitarbeitslos und gering qualifiziert ist, hat ein höheres Gesundheitsrisiko.“ Arme Menschen lebten stressiger mit ihren existenziellen Sorgen und es fehlten ihn häufig stützende soziale Netze.

Kessmann kritisierte in diesem Zusammenhang die Debatte um Altersarmut und hohe Pflegekosten in den vergangenen Wochen. In den Senioreneinrichtungen der Caritas in der Diözese Münster spiele die Frage, „ob jemand Selbstzahler ist oder ob er Zuzahlungen seitens des Sozialhilfeträgers erhält, für die Qualität der Pflege keine Rolle“. Es bestehe von daher auch „keinerlei Veranlassung“, alte Menschen aus Kostengründen ins benachbarte Ausland zu schicken.“Wenn es diese behaupteten Tendenzen gebe, so stehe aus seiner Sicht eher der Erhalt des Erbes als tatsächliche Kostenüberlegungen im Vordergrund.

Auch für die Behandlung im Krankenhaus sei die Frage, wieviel Geld ein Mensch habe, nicht relevant, erklärte der Vorstandsvorsitzende der St. Franziskus Stiftung, Dr. Klaus Godereis : „Es gibt keine Schlechterversorgung für Arme“. Allerdings dürfe nicht nur auf die materielle Armut geschaut werden. Die Kliniken müssten insgesamt die sozialen und seelischen Nöte der Menschen in den Blick nehmen und ihre Mitarbeiter dafür sensibilisieren. Das sei unter den engen finanziellen Rahmenbedingungen nicht einfach. Aber: „Mit diesem Spannungsfeld müssen wir leben und es meistern,“ sagte Godereis , der auch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Krankenhäuser in der   Diözese Münster ist.

Trotz dieser Not sei es entgegen des von den Kostenträgern erweckten Eindrucks nicht Geschäftstüchtigkeit der Krankenhäuser, die zu mehr Krankheitstagen als in anderen Bundesländern führten, erklärte Matthias Offermanns . Ein genauer Vergleich zeige, das dass von wenigen Ausreißern abgesehen in allen Bundesländern mit hoher Arbeitslosigkeit und Armut der Fall sei. Tatsächlich liege die Quote der Erwerbslosen im Land um 10.3 Prozent höher und die Armut sogar um 11,7 Prozent.

Auch wenn man die einzelnen Kreise in NRW betrachte, gebe es einen eindeutigen Zusammenhang. Vor allem das Ruhrgebiet sei betroffen. Gelsenkirchen sei das Schlusslicht, an der Spitze liege dagegen der Rhein-Sieg-Kreis mit der geringsten Krankenhaushäufigkeit. Genau im Mittelfeld bewegt sich in der Diözese Münster der Kreis Warendorf. Weitere, noch nicht bekannte Faktoren neben der Armut spielten ebenfalls eine Rolle. Da müsse noch weiter geforscht werden, so Offermanns .

Im Rahmen des Caritas-Jahresthemas hat der Katholische Krankenhausverband Deutschland ( KKVD ) einen Sozialpreis ausgeschrieben. Vier Projekte von Kliniken aus der Diözese Münster sind nominiert und stellten sich im Eingangsbereich des St. Franziskus Hospitals vor. Der Bogen spannte sich von der Organisation der Woche für das Leben im St. Franziskus-Hospital Ahlen über die Hilfe für Menschen in sozialen Notlagen im Treffpunkt an der Raphaelsklinik in Münster bis zur Hilfe für Kinder und Erwachsene aus Tschernobyl des St. Elisabeth-Hospital in Beckum. Das Elisabeth Krankenhaus in Recklinghausen bemüht sich mit hohem Aufwand und sichtbarem Erfolg um die Integration von jungen Erwachsenen in das Berufsleben und hat für sie langfristige Praktika organisiert, die in Ausbildungsstellen münden können.

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